Was ist eigentlich SAFe®?

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Sohrab Salimi

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Welchen Herausforderungen steht eigentlich die Entwicklung im Enterprise-Umfeld gegenüber? Quasi seit es Software gibt, hört man immer die gleichen Rufe: “Wir brauchen bessere Time to Market, Termintreue, mehr Zuverlässigkeit in der Lieferung, bessere Planbarkeit, höheren ROI.” Doch wie sieht die Realität aus? Das klassische Projektmanagement nach Wasserfall konnte nicht wirklich eine Lösung bieten. Und so suchen Spezialisten bereits seit den 90er Jahren andere Wege. 1995 auf der OOPSLA Konferenz wurde ein Vorgehensmodell namens “Scrum” vorgestellt.

Seither hat sich Scrum als Organisationsform für kleine, autonome, schlagkräftige Teams tausendfach bewährt und verbreitet sich kontinuierlich weiter. Auch in großen Konzernen setzt sich Scrum immer weiter durch und so entstehen viele autonome Scrum-Teams, die einen wertvollen Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten. Doch im Enterprise-Umfeld kristallisiert sich die Frage heraus: “Aber was, wenn ich mehr als ein Team habe – wenn mein Projekt keine Kleinigkeit ist, sondern ein ganzes Unternehmen in Bewegung setzt?” Darauf gibt Scrum keine Antwort: Scrum beschränkt sich bewusst auf die Organisation eines Teams. Scrum beschäftigt sich daher nicht mit der Frage nach der übergeordneten Organisation des Unternehmens.

Sobald unser Vorhaben groß und komplex wird, wird das aber wichtig: Ein geeignetes Skalierungs-Framework wird nötig, damit die Teams gemeinsam, effizient in die richtige Richtung rudern. Mangels einer Antwort entstehen dann oft agile Inseln innerhalb traditionell gemanagten Projekten. Dadurch verbindet man die Nachteile des traditionellen Projektmanagements, wie Unflexibilität, hohem Koordinationsaufwand und langen Durchlaufzeiten mit Scrum und zerstört so systematisch die Vorteile der Agilität. Doch es gibt Alternativen: Viele verschiedene Leute haben sich schon Gedanken gemacht, wie man Agilität sinnvoll über das Team hinaus heben kann. Es gibt für diese agile Organisationsentwicklung verschiedene Modelle, doch heute beschränken wir uns ausschließlich auf SAFe.

Wie ist SAFe® entstanden?

Ursprünglich war SAFe mal eine Sammlung von Beobachtungen und Erfahrungsberichten, was bei einzelnen Unternehmen gut funktioniert hat, als die versucht haben, ihre agilen Prozesse über Teams hinaus zu skalieren. Als über die Jahre mehr und mehr Informationen zusammen kamen, kristallisierten sich erste Muster von Dingen heraus, die in vielen verschiedenen Unternehmen geholfen haben. Das wurde in eine Struktur gegossen – die Geburtsstunde des “Scaled Agile Frameworks” (SAFe). Seither wird SAFe weltweit in immer mehr Unternehmen genutzt, um systematisch Agilität zu skalieren. Die gewonnen Erfahrungen fließen kontinuierlich in die Weiterentwicklung von SAFe ein. Deswegen ist SAFe auch mittlerweile in Version 4.0, was mit Sicherheit auch nicht die letzte sein wird. Unternehmen, die Erfahrungen mit SAFe gesammelt haben und deren Bedarf auch SAFe mitgestaltet, sind unter Anderem Telstra – ein Telekommunikationsanbieter, die Bank Westpac, das Royal Melbourne Institute of Technology, das französische Arbeitsamt pôle emploi, aber auch Hardware und Maschinen-Hersteller wie Cisco, John Deere – und Lego. Die Universalität von SAFe ist ein gewisser Indikator dafür, dass SAFe auch für weitere Unternehmen nützlich sein kann.

Und jetzt zur Frage: “Was ist eigentlich SAFe® ?”

SAFe nutzt quasi als “Hardware” Teams, die sich üblicherweise mit Scrum organisieren und dank XP-Praktiken jederzeit hohe Qualität liefern. Die Produktentwicklung insgesamt wird mit Kanban gesteuert, das Management setzt auf Lean. Zu einem anderen Zeitpunkt können wir darauf eingehen, was diese einzelnen Frameworks im Detail für ein komplexes Umfeld bedeuten. Für den Moment soll es ausreichen, dass sie eine vielfach erprobte und hoch bewährte Basis an Strukturen, Methoden und Prinzipien für SAFe bieten. Der Grund, warum SAFe auf diese vier Frameworks baut, findet sich in den SAFe Werten: Kanban und Scrum sorgen dafür, dass Strategie und Umsetzung harmonisieren. Jeder, vom Entwickler bis zum CEO, kennt die Prio 1 ist und kann sich daran orientieren. Das ist der SAFe-Wert “Alignment”.

Scrum und XP sorgen dafür, dass die Teams ordentliche Qualität liefern. Hierbei bringt Scrum die richtigen Leute zusammen und XP sorgt dafür, dass sie robust arbeiten. Dies ist der SAFe-Wert “Build Quality in”: Wir wollen ja schließlich keine Fehler im Produkt. XP Praktiken helfen den Teams, dass das Produkt stets in einem auslieferungsfähigen Zustand ist. Lean Management sorgt dafür, dass die Organisation handlungsfähig und langfristig besser wird und sich der Overhead um eine Auslieferung herum kontinuierlich reduziert. SAFe sieht daher “Program Execution” als zentralen Wert – im Gegensatz zu tollen Plänen, die aus dem Elfenbeinturm stammen und nicht der betrieblichen Wirklichkeit entsprechen. Als vierten und letzten zentralen Wert definiert SAFe die “Transparenz”, welche operativ durch Kanban und strategisch durch Methoden aus dem Lean Management erreicht wird.

Zusammenfassung: SAFe ist...!

SAFe® ist als Framework darauf ausgelegt, dass die richtigen Leute das Richtige zum richtigen Zeitpunkt richtig machen – ganz gleich, ob das jetzt 50 oder 5000 Leute sind, oder ob das jetzt in der Entwicklung, im operativen Management oder im strategischen Management passiert. Informationen und Bildmaterial stammen von www.scaledagileframework.com.

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