Dual-Track Scrum

Wenn ich zum ersten Mal auf agile Produktteams treffe, befinden sich die Teammitglieder meistens in einer Situation, in der sie von langen und frustrierenden Sprint Planning Meetings geplagt werden, da die Backlog Items schlecht definiert sind und nicht richtig verstanden wurden. Die Velocity ist langsam und das Design schlecht, weil auch während des Sprints noch Details ausgearbeitet werden. Außerdem gibt es viel Verschwendung und viele Nachbesserungen zu erledigen, weil die Backlog Items nicht validiert waren.

Denken Sie daran, dass es unser übergeordnetes Ziel ist, unsere Ideen auf die schnellste und kostengünstigste Weise zu validieren. Eine Produktidee tatsächlich umzusetzen und auf den Markt zu werfen, ist grundsätzlich die langsamste und teuerste Möglichkeit, das zu tun.

Was ist Dual-Track Scrum?

Aus diesem Grund bin ich ein großer Fan von etwas, das unter anderem als Dual-Track Scrum bezeichnet wird. Früher habe ich den Begriff „Discovery Sprints” dafür benutzt, aber das erweckt den Eindruck einer zeitbegrenzten Discovery und der Serialisierung von Phasen.

Zum ersten Mal erzählte mir Jeff Patton von „Dual-Track Scrum”. Ich bevorzuge diesen Begriff, weil er die Parallelität von Discovery und Delivery besser zur Geltung bringt.

Beim Product Discovery Track geht es darum, möglichst schnell validierte Product Backlog Items zu generieren. Beim Product Delivery Track geht es darum, auslieferbare Software zu generieren.

Ein weiterer Grund, warum ich die Metapher der zwei „Gleise” bei Dual-Track Scrum so mag, ist die Tatsache, dass ich oft Leute sehe, die im Grunde genommen Mini-Wasserfälle in ihr Scrum Framework einbauen. Der Produktmanager erledigt irgendwelche „Anforderungsarbeiten”, die er dann an einen Designer weitergibt. Dieser erstellt dann ein Design und generiert seine Artefakte (normalerweise kommentierte Wireframes) und danach wird alles zum Entwickeln und Testen an das Delivery Team weitergegeben.

Im Gegensatz dazu ist der Arbeitsablauf bei Dual-Track Scrum nicht dadurch geprägt, dass die einzelnen Rollen die Artefakte an die nächste Stufe weiterreichen. Stattdessen ist Dual-Track Scrum kollaborativ – Produktmanager, Designer, und der leitende Entwickler arbeiten Seite an Seite, um Backlog Items zu erstellen und zu validieren.

Die Leser meiner Artikel wissen, wie wichtig User Experience Design in meinen Augen ist. Jedoch können der Rhythmus und die Geschwindigkeit von Scrum bei vielen traditionellen UX Teams ein Problem darstellen. Daher bin ich so ein großer Fan von Lean UX. Lean UX und Dual-Track Scrum sind wie füreinander geschaffen. Statt uns auf Artefakte zu konzentrieren, konzentrieren wir uns bei der Discovery auf Prototypen und die Validierung dieser Prototypen. Ein weiterer Vorteil ist, dass diese Prototypen als Spezifikationen für die Delivery fungieren.

Der wichtigste Punkt ist aber, dass die Validierung nicht wie bei einem Wasserfall-Prozess nach dem Release passiert, sondern wir die Validierung bei Dual-Track Scrum bereits während der Discovery durchführen. Im Hinblick auf das Prinzip, etwas so schnell und kostengünstig wie möglich zu validieren, können wir tatsächlich oft die Validierung durchführen, bevor überhaupt Code geschrieben wird – ganz im Sinne des Mottos „fake it before we make it”, also solange so tun als ob, bis es tatsächlich funktioniert.

Fazit zu Dual-Track Scrum

Wenn Ihr Team also frustriert ist, weil es so viel Waste gibt und und weil konkrete Geschäftsergebnisse nur langsam erzielt werden, sollten Sie Dual-Track Scrum in Erwägung ziehen. Vielleicht kann das zu besserer Zusammenarbeit, schnellerem Iterieren und Validieren und somit zu besserer Arbeit führen.

Dieser Text stammt aus dem Blog von Marty Cagan und wurde von uns ins Deutsche übersetzt.

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