Der Hauptvorteil von Story Points in Scrum

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Sohrab Salimi

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Wenn Story Points doch eine Maßeinheit für Zeit (Aufwand) sind, warum kann man dann nicht direkt Stunden oder Tage nehmen? Warum braucht man Story Points überhaupt?

Der Hauptgrund für Story Points

Product Backlog Items mit Story Points zu bewerten hat mehrere gute Gründe. Es gibt jedoch einen Hauptgrund der vollkommen ausreicht, um Story Points zu rechtfertigen. Und zwar hat das etwas mit König Heinrich I. zu tun, der von 1100 bis 1135 regierte. Vor seiner Herrschaft gab es das Längenmaß “Yard”, das so lang war wie der Abstand des ausgestreckten Daumens bis zur Nase einer Person. Stellen Sie sich einmal vor, für welche Verwirrung das gesorgt hat. Schließlich war der Abstand ja bei jeder Person anders. Eines Tages beschloss König Heinrich, dass ein Yard immer so lang sein soll, wie der Abstand seines ausgestreckten Daumens bis zu seiner Nase.

Das war praktisch für ihn. Aber auch für alle anderen, weil es jetzt eine festgelegte Maßeinheit gab. Für jeden Einzelnen bedeutete das, dass ein Yard (die Armlänge des Königs) vielleicht ein wenig länger oder kürzer war, als der eigene Arm. So hatten alle ein einheitliches Längenmaß.

Relatives Einschätzen mit Story Points

Mit Story Points ist das genauso. Wie auch die englischen Yards, erlauben Story Points es den unterschiedlich qualifizierten Teammitgliedern, gemeinsam eine relative Einschätzung abzugeben.

Man kann auch ein anderes Beispiel nehmen: Stellen Sie sich vor, Sie wollen mit jemandem joggen gehen. Sie laufen ein eher hohes Tempo, der Andere ist jedoch langsamer. Sie zeigen auf einen Weg und sagen: “Lass uns diesen Weg nehmen, dafür brauchen wir 30 Minuten.” Ihr Laufpartner hat aber jedes Mal, wenn er den Weg in seinem Tempo gelaufen ist, 60 Minuten gebraucht und sagt Ihnen das. Dann streiten Sie sich: “30”. “60”. “30”. “60”. Aber das bringt Sie auch nicht weiter. Sie könnten einen Kompromiss eingehen und sich auf 45 Minuten einigen. Das wäre jedoch das Schlechteste, was Sie tun könnten, denn jetzt haben Sie eine Einschätzung abgegeben, die auf keinen von Ihnen zutrifft. Anstatt sich auf 45 Minuten zu einigen diskutieren Sie also wieder: “30”. “60”. “30”. “60”.

Irgendwann sagen Sie zu Ihrem Laufpartner: “Okay, der Weg ist 5 KM lang. Ich laufe ihn in 30 Minuten.” Und er antwortet: “Das stimmt, der Weg ist 5 KM lang. Aber ich brauche dafür 60 Minuten.”

Das Problem ist, dass Sie beide Recht haben. Sie können den Weg wirklich in 30 Minuten laufen, Ihr Partner aber in 60 Minuten. Eine gemeinsame Einschätzung abzugeben wird nicht funktionieren, da Sie beide unterschiedlich schnell arbeiten bzw. laufen.

Wenn man jedoch eine abstraktere Maßeinheit nimmt – hier Kilometer – kann man sich einigen. Sie einigen sich, dass der Weg 5 Kilometer lang ist. Der einzige Unterschied ist, wie lange jeder Einzelne dafür braucht.

Fazit – Konsens bei unterschiedlicher Arbeitsgeschwindigkeit

Story Points erfüllen den gleichen Zweck. Mit ihrer Hilfe können Personen, die unterschiedliche Fähigkeiten und eine unterschiedliche Arbeitsgeschwindigkeit haben, zu einem Konsens kommen. Anstelle eines langsamen und eines schnelleren Läufers – wie im oben genannten Beispiel – kann man sich auch zwei Programmierer mit unterschiedlicher Produktivität vorstellen:

Genau wie die Läufer können sich die Programmierer darauf einigen, dass eine bestimmte User Story 5 Story Points erhält (anstatt 5 KM). Der schnellere der beiden Programmierer denkt vielleicht, dass es nur ein Tag Arbeit für ihn ist. Der etwas langsamere hingegen glaubt aber, dass er zwei Tage dafür benötigt. Sie können sich aber dennoch auf 5 Story Points einigen, da die Anzahl der Points bei der ersten Story noch völlig frei gewählt werden kann.

Von dieser ersten Einschätzung können dann alle weiteren für die darauf folgenden Stories abgeleitet werden. Wenn der Schnellere von beiden bei der nächsten Story davon ausgeht, dass er dafür zwei Tage braucht (doppelt so lange, wie für die erste), dann gibt er dieser Story 10 Points. Der langsamere Programmierer denkt vielleicht, dass er vier Tage braucht (auch doppelt so lange, wie für die erste), dann gibt auch er ihr 10 Points.

Und so helfen Story Points – genau wie die Armlänge in der Geschichte mit König Heinrich – unterschiedlichen Personen, zu einem Konsens zu gelangen. 

Dieser Text stammt aus dem Blog von Mike Cohn und wurde von uns ins Deutsche übersetzt.

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